„Die Begriffe konfessionell und interkulturell fordern heraus. Kaum ein Mensch outet sich heutzutage überhaupt noch als religiös sozialisiert. Das Stichwort „interkulturell“ dagegen löst inzwischen massive Reaktionen aus – insbesondere bei Menschen, die einen näheren Kontakt mit anderen Kulturen als der eigenen ablehnen. Ich bin immer wieder zutiefst berührt zu sehen, wie viel sich an solchen Grundhaltungen bei einem Menschen ändert, wenn er verletzt oder krank wird. Konfessionell getragene Krankenhäuser, wie die der Franziskus Stiftung, stellen hier wichtige Botschafter dar. Nicht der angenommene Wert des Menschen steht im Mittelpunkt, sondern der von Gott gewollte Mensch. Konfessionell getragene Häuser bemühen sich darüber hinaus, diese Haltung auch den Patienten selber zu vermitteln, indem seelsorgliche Angebote vorgehalten werden. Ein konfessionell getragenes Krankenhaus vermittelt im guten Sinne auch die Werte, die Christen aufgetragen sind. Und dazu gehört auch, den „Fremden in unserer Mitte aufzunehmen“. Dazu braucht es Menschen, die in der Art von „Kulturdolmetschern“ wechselseitig auf mögliche Missverständnisse hinweisen und beim Eingewöhnen helfen können. Ein konfessionell und interkulturell ausgerichtetes Krankenhaus leistet mehr, als sich um spezifische Krankheitsbilder zu kümmern. Es kümmert sich ebenso um die Seele eines Menschen.“  

Superintendentin Meike Friedrich, Ev. Kirchenkreis Münster

„Christliche Sozialeinrichtungen wie die Franziskus Stiftung haben sich noch nie darauf beschränkt, nur die eigenen Glaubensgeschwister zu versorgen. Das ist eine besondere Stärke der christlichen Caritas seit ihren Anfängen. Basilius der Große (um 330 – 379) kommentierte seine Suppenküche für Juden und Christen während einer Hungersnot mit den Worten: „Sie haben alle die gleichen Eingeweide“. Christliche Caritas ist offen für Menschen aller Religion, Lebensweise und Herkunft. Deshalb finden in einer pluralen Welt nicht nur die Christen im konfessionellen Haus Orte zum Beten, sondern auch die Menschen anderer Religion. In einem so für alle offenen Krankenhaus ist das Kreuz an der Wand des Zimmers kein Zeichen der Vereinnahmung, sondern Selbstvergewisserung derer, die hier ihren Dienst im Namen ihres Gottes tun.“

Prof. Dr. Thomas Sternberg MDL, Vorsitzender
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Christlich-franzikanisches Profil

In unseren Einrichtungen setzen wir uns systematisch mit unserem christlich-franziskanischen Profil auseinander und diskutieren Möglichkeiten, dem dahinter stehenden Anspruch im Alltag gerecht zu werden. In den Häusern sind daraufhin ganz unterschiedliche Aktivitäten und Projekte entstanden, die das christlich-franziskanische Profil lebendig werden lassen. Im St. Franziskus-Hospital Münster werden beispielsweise regelmäßig spirituelle Angebote für Mitarbeitende entwickelt wie Oasentage im Orden, Motorrad- und Fahrradwallfahrten, Pilgern auf dem Jacobsweg.

„Wir leben Vielfalt und Respekt“

Aus Anlass der Münsteraner Wochen gegen Rassismus informierten Fadime Eroglu, Mitarbeiterin der Cafeteria, und Annegret Wolf vom Seelsorge-Team des St. Franziskus-Hospitals Münster in einem Vortrag über die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten des islamischen und christlichen Glaubens mit Blick auf die Herausforderungen im Krankenhausalltag. Muslima Fadime Eroglu leitet regelmäßig Führungen in der Münsteraner Moschee und engagiert sich seit 17 Jahren ehrenamtlich im „Christlich-Islamischen Frauenarbeitskreis“. Für dieses Engagement erhielt sie den „Dialogpreis“ des Bistums Münster. Welche Aspekte im Krankenhausalltag besondere Bedeutung haben, weiß Fadime Eroglu aus eigener Erfahrung: „Im Umgang mit muslimischen Patienten kann es den Mitarbeitern im Krankenhaus helfen, die muslimischen Essensvorschriften und bestimmte Traditionen zu kennen – zum Beispiel, dass Frauen möglichst von Frauen untersucht werden“. Annegret Wolf verweist auf den Namenspatron des Hospitals, Franz von Assisi, der sich für Respekt und Wertschätzung gegenüber allen Menschen einsetzte. Sie ist davon überzeugt, dass bessere Information ein wichtiger Schritt für Verständnis und gegen jede Form von Rassismus und religiös bedingter Auseinandersetzungen ist und hat deshalb schon einige Veranstaltungen gemeinsam mit Fadime Eroglu gestaltet.

Gebetsraum für nicht-christliche Religionen

Im St. Elisabeth-Hospital Beckum wurde ein zunächst provisorischer Gebetsraum für nicht-christliche Religionen eingerichtet. Der Raum steht allen Religionen zur Verfügung. Die Gestaltung und Planung des Raumes werden sowohl von der arabischen als auch der türkischen Gemeinde begleitet. In der Entwicklung zum kultursensiblen Krankenhaus mit Mitarbeitern, die allein im Beckumer Krankenhaus mehr als 15 Muttersprachen und mehrere verschiedene Religionen repräsentieren, nimmt auch der interreligiöse Dialog und damit das gegenseitige Verständnis für Religionen und Kulturen zu.

Begegnung mit Muslimen

Die Rückmeldung eines Patienten muslimischen Glaubens nach einem stationären Aufenthalt im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort war der Auslöser, Überlegungen zur Begegnung und zum Umgang mit muslimischen Patienten zu erörtern. So luden Krankenhaus-Seelsorge und Leitung des Hospitals Vertreter der türkisch-muslimischen Gemeinde und Vertreter der bosnischmuslimischen Gemeinde zu einem ersten Gespräch ein. Inzwischen finden regelmäßig gegenseitige Besuche statt, in denen Themen, wie seelsorgliche Begleitung muslimischer Patienten, gemeinsame Erarbeitung eines Merkblatts zum Umgang mit Muslimen im Krankenhaus, Fortbildung für Mitarbeiter mit Besuch in einer Moschee, Rituale, Feste und Feiern im Islam und im Christentum, vertrauensvoll besprochen werden.